Presse
11.03.2021

Nachfolgeregelungen benötigen einen transparenten Prozess, erklären Patrick Seip und Julian Will, Geschäftsführer der sonntag corporate finance (scf).

Warum wollen sich Unternehmer von ihren Firmen trennen?
Julian Will: Die Gründe sind vielfältig. Der Unternehmer findet etwa keine geeignete Nachfolge in der Familie oder in der Belegschaft. Eine andere Lebensplanung, gesundheitliche Probleme oder private Schicksalsschläge können weitere Auslöser sein.

Welche Trends beobachten Sie bei Unternehmensverkäufen?
Will: Unsere Erfahrung zeigt, dass Unternehmern auf der Suche nach einer geeigneten Nachfolge oft eine viel größere Bandbreite an Optionen offensteht als zunächst gedacht. Aufgrund unserer Expertise in der Beratung mittelständischer Unternehmen erhalten wir vermehrt auch Anfragen von ausländischen Investoren oder Konzernen, um sie beim Eintritt in den deutschen Markt zu begleiten. Ein weiterer Trend: Die Corona- Pandemie wirbelt den Markt für Mergers & Acquisitions (M&A) kräftig durcheinander. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) rücken nicht nur noch stärker als Kapitalanlage in den Fokus, sondern dienen größeren Unternehmen mehr denn je als Impulsgeber, etwa für verschlafenen technologischen Fortschritt. Immer häufiger kommt der Käufer nicht aus dem näheren Marktumfeld. Um hier alle Chancen zu nutzen, braucht es „out of the box“-Denken und Geschwindigkeit.

Wie bedeutsam ist das Segment der kleinen und mittleren Unternehmen?
Patrick Seip: Die KMU sind das Rückgrat unserer Volkswirtschaft. Gespickt mit technologischen Weltmarktführern, leisten sie den größten Anteil an Wertschöpfung, Innovation, Arbeitsplätzen und Steueraufkommen. Die Attraktivität für Finanzinvestoren und an Technologietransfers interessierten nationalen und internationalen Konzernen hat – durch Corona nochmal befeuert – für große Dynamik bei Firmenübernahmen gesorgt.

Worin sehen Sie Ihre Rolle?
Will: In erster Linie bestehen unser Ziel und unsere Aufgabe darin, Lebenswerke zu sichern. Als Experten für M&A im Mittelstand führen wir unsere Mandanten exklusiv und sicher durch den gesamten Verkaufsprozess. Und zwar von der Vorbereitung über die Auswahl und Ansprache geeigneter nationaler und internationaler Kaufinteressenten bis hin zur Unterstützung bei den Vertragsverhandlungen. Wir agieren als Branchengeneralisten, die durch die hohe Anzahl an Transaktionen zugleich über ein tiefes Branchen-Know-how verfügen. So haben wir zahlreiche Übernahmen im IT- und Softwareumfeld erfolgreich abgeschlossen. Besonders gerne begleiten wir seit jeher alteingesessene Bau- und Handwerksbetriebe, Maschinen- und Anlagenbauer oder innovative Handels- und Dienstleistungsunternehmen. Aber es gibt keine Branche, für die wir nicht eine erfolgreiche Nachfolgeregelung auf die Beine stellen können, beziehungsweise bereits gestellt haben.

Und wie gehen Sie dabei vor?
Seip: Wir von scf fordern häufig renommierte Investmentbanken heraus, mit unserem Ansatz der Vereinfachung und Verschlankung statt künstlicher Aufblähung und Verkomplizierung. Das funktioniert übrigens auch bei größeren mittelständischen Transaktionen. Wir screenen bei jedem Projekt nicht nur das Marktsegment, sondern schauen auch in angrenzende Bereiche. Wir arbeiten sehr erfolgreich mit dem anonymen Bieterverfahren. Dabei ermitteln wir Kaufpreise am Markt, ohne zunächst die Identität unserer Mandanten preiszugeben. So gelingt es uns, die Vorstellungen unserer Auftraggeber der tatsächlichen Marktresonanz gegenüberzustellen – und zwar bevor das Vorhaben am Markt bekannt wird.

Auf welche Nachfolgeregelung sind Sie besonders stolz?
Seip: Sehr wichtig ist es für uns, Unternehmer frühzeitig auf dieses häufig auf die lange Bank geschobene Thema aufmerksam zu machen. Entsprechend stolz sind wir darauf, für unsere eigene Unternehmensgruppe die Nachfolgeregelung erfolgreich umgesetzt zu haben. Wir gehen mit gutem Beispiel für eine häufig vernachlässigte Variante voran: Dem Management-Buy-out. In unserem Fall sogar ein Management-Buy-out-by-Team. Denn wer, wenn nicht langjährig für den Erfolg verantwortliche Mitarbeiter, sind für die Nachfolge geeignet?